Fresh Window
Kunst & Schaufenster

Bertrand Lavier, «Avenue Rapp» (Detail), 2024, courtesy of the artist and Mennour, Paris © 2024-2025 ProLitteris, Zürich. Foto: Archives Mennour

Schaufenster in der Stadt
14. Januar – 2. März 2025

Mit sieben künstlerischen Interventionen in Schaufenstern wird die Ausstellung Fresh Window in den Basler Stadtraum erweitert. Dafür kooperiert das Museum Tinguely mit StadtKonzeptBasel und ehemaligen Studierenden des Institut Kunst Gender Natur HGK Basel FHNW, welche die Auslagen unterschiedlicher Geschäfte installativ oder performativ bespielen werden.

Die Stadt weitet sich in den Panoramen zur Landschaft aus.

— Walter Benjamin

Indem sie den urbanen Raum mit Formen der Projektion und des Begehrens verbinden, die das Imaginäre schaffen, werden ehemalige Studierende des Institut Kunst Gender Natur HGK Basel FHNW Schaufenster im historischen Zentrum von Basel bespielen und verwandeln. Sie werden die Ausstellung Fresh Window im Museum Tinguely erweitern, indem sie die Untersuchung der Art und Weise, wie Künstler:innen mit den Strukturen und Architekturen von Geschäften in Dialog treten und sich diese aneignen, auf die Strassen von Basel bringen. Dort werden sie neue, für diesen Anlass geschaffene Arbeiten präsentieren, die das Thema der Ausstellung aktivieren und zum Leben erwecken. Mit Dioramen, Panoramen, Environments und Installationen, die gefärbte Gläser, Lichtshows und Animationen kombinieren, bringen diese Schaufensterprojekte Tiere, Pflanzen, Objekte, Sätze, Performances und mehr in die Schaufenster von Basel und verwandeln sie in eine Open-Air-Ausstellung, die für alle Passant:innen zugänglich ist.

Schaufensterprojekte

Lara and Noa Castro Lema, Probe für Cunha Fosa a Cada Lado, 2024

Lara und Noa Castro Lema

(geboren in A Coruña, leben in Basel)
Cunha Fosa a Cada Lado, 2025
Performanceserie

PSP Swiss Property
Kirschgartenstrasse 12

Die Recherchen von Lara und Noa Castro Lema konzentrieren sich auf die Geschichte der mündlichen Überlieferung und der geteilten Systeme kollektiven Wissens und wie diese durch Intrahistory, Erinnerung, Träume, Geschichten und Lieder zum Ausdruck kommen. Mit einem Fokus auf die Geschichten ihrer Heimat Costa da Morte (Galizien, Spanien) untersuchen sie performative Akte des Teilens durch eine Stimme, welche nicht ausschliesslich menschlich ist. In Cunha Fosa a Cada Lado konzipieren sie eine Reihe von Performances neu, die einige der Charaktere beinhalten, welche das Rückgrat ihrer Recherchen bilden. Zwei Zwillingsmeeresschnecken, ein Chor von xurelos-choradeiras (Makrelen-Trauernde), ein Sonnenmädchen, ein Paar Sohlen und fake pole-tanzende Fischer schaffen musikalische und anderweitige Pseudofabeln, die jeden Samstag präsentiert werden.

Performances: 18. Januar, 25. Januar, 1. Februar, 8. Februar, 15. Februar, 22. Februar, 1. März 2025, jeweils um 16 Uhr.

Lena Laguna Diel, Entwurf für Imagination Increases the Value of Reality, 2024

Lena Laguna Diel

(geboren in Zürich, lebt in Basel)
Imagination Increases the Value of Reality, 2025
Vogelsilhouetten aus bemaltem Holz, hängend

Kiechle Orthopädie-Technik
Elisabethenstrasse 41

Imagination Increases the Value of Reality von Lena Laguna Diel ist ein Diorama mit verschiedenen Vögeln, das nachtaktive und tagaktive Arten zusammenbringt, die in entfernten Territorien leben und sich in der realen Welt kaum treffen würden. Zum Schwarm vereint bilden diese Vögel einen perfekten Kreis am Himmel. Während das Bild der Vögel am Himmel zur Wertschätzung der realen Welt aufruft, steht die Installation im Dialog mit den Traditionen von Tierausstellungen und enthüllt zugleich, wie diese immer auf einer Balance zwischen Fantasie und Realität beruhen. Fantasie wird nicht nur zu einer Form des Eskapismus, sondern zu einem starken Werkzeug, um die Welt zu verstehen und sich mit ihr auseinanderzusetzen.

Manuela Morales Délano, Entwurf für Made in Chile, 2024

Manuela Morales Délano

(geboren in Talcahuano, lebt in Basel)
Made in Chile, 2025
Installation, verschiedene Materialien

Melt Scandinavian Hairstyling
Marktgasse 16

Der Titel Made in Chile von Manuela Morales Délano spielt auf die Konventionen und geografischen Gegebenheiten der Massenproduktion an und verweist zugleich auf das Geburtsland der Künstlerin. Mit dieser Arbeit reflektiert die Künstlerin die Auslagen von Luxusmarken und tritt in einen Dialog mit ihnen, indem sie sich diese aneignet und Steine als sehr schwere Handtaschen präsentiert. Einige dieser Steine müssen von ihr bewässert und gepflegt werden, wodurch sie zu lebenden Steinen werden, zu magischen Mineralien, die zum Leben erweckt werden. Die Steine werden von einem Paar High Heels begleitet, das als deren Wächter und Beschützer fungiert..

Jacob Ott, Studie für Austria Blue, 2024, Foto: Jacob Ott

Jacob Ott

(geboren in Dorfen, lebt in Basel)
Austria Blue, 2025
Lichtinstallation mit Kartoffeln

silberfisch schmuck- und kleiderei
Utengasse 20

Austria Blue von Jacob Ott ist eine skulpturale Lichtinstallation aus hängenden Kartoffeln. Diese Komposition aus verschiedenen Kartoffelsorten thematisiert den allmählichen Verlust der Kulturpflanzenvielfalt in Europa ab den 1930er-Jahren, als die meisten Kartoffelsorten durch Selektionsprozesse, die durch intensive Landwirtschaft und Profitstreben motiviert waren, zum Aussterben gebracht wurden. Die «Blaue Österreich» ist eine seltene, bläuliche Kartoffel, die dem Druck der Vereinheitlichung nicht standhalten konnte und als anfällig und wirtschaftlich unrentabel galt, weshalb sie aus der konventionellen Landwirtschaft verdrängt wurde. Glücklicherweise setzen sich Organisationen wie die in Basel ansässige Stiftung ProSpecieRara für die Erhaltung alter Sorten ein und bauen weiterhin Kartoffeln wie die «Blaue Österreich» an.

Joan Pallé, Studie für Öffentlichkeit (public sphere), 2024

Joan Pallé

(geboren in Lleida, lebt in Barcelona)
Öffentlichkeit (public sphere), 2025
Neon

Musik Butik
Leonhardsgraben 52

In Strukturwandel der Öffentlichkeit (1962) analysiert der Philosoph Jürgen Habermas die Öffentlichkeit als einen Raum, der zwischen Zivilgesellschaft und Staat vermittelt, in dem Bürger:innen Angelegenheiten von gemeinsamem Interesse diskutieren und an demokratischen Entscheidungsprozessen teilnehmen können. Das Konzept der «Öffentlichkeit», das im Mittelpunkt des Buches steht, wurde als «public sphere» ins Englische übersetzt. Joan Pallés Öffentlichkeit (public sphere) untersucht die Öffentlichkeit als einen Raum der Begegnung und des Miteinanders, aber auch von Konflikten und der Debatten. Die streitlustige Ästhetik der Heavy-Metal-Musik unterstreicht die Notwendigkeit von Auseinandersetzungen, um politisch relevante Schlussfolgerungen zu ziehen, und schlägt einen spielerischen und kritischen Weg vor, um die öffentliche Meinung herauszufordern und zu gestalten.

Paula Santomé, Studie für Glass Goddesses, 2024

Paula Santomé

(geboren in Vigo, lebt in Basel)
Glass Goddesses, 2025
Figuren aus getöntem Glas

MüKi Chaussures d'Enfants
Münsterberg 14

Glass Goddesses von Paula Santomé interpretiert die historische Verbindung von Buntglas mit christlicher Ikonografie und ihrer Stärkung von patriarchalischen Werten neu. Durch die Darstellung von Bodybuilderinnen hinterfragt Glass Goddesses überholte Assoziationen von Weiblichkeit mit Passivität und Zartheit. Kraftvoll und doch verletzlich trotzen diese Körper simplen Binaritäten und untergraben die konventionelle Symbolik von Buntglas, während hypermuskulöse weibliche Körper sich radikal von archaischen Weiblichkeitsidealen distanzieren. Obwohl diese Körper Kraft ausstrahlen, werden sie zugleich häufig zum Ziel von Diskriminierung, Ablehnung und Missbrauch. Obwohl Stärke und Zerbrechlichkeit unvereinbare Gegensätze zu sein scheinen, existieren sie hier nebeneinander und zeigen, dass Körper eine undefinierte und dynamische Verbindung von Gegensätzen sind.

Vital Z'Brun, Skizze für Still a Video III, 2024

Vital Z’Brun

(geboren im Wallis, lebt in Basel)
Still A Video III, 2024
Installation

Marc und Philipp Grassi
Spalenvorstadt 23

Wussten Sie, dass Esel niemals auf unbekanntem Terrain laufen? In der Installation Still a Video III von Vital Z’Brun wird einem Esel geholfen, einen riesigen Kürbis zu einem prestigeträchtigen Wettbewerb zu tragen. Die Erzählung besteht aus fünf Stills eines Videos, das nur in der Vorstellung der Betrachter:innen abläuft und das zeigt, was zwischen jedem neuen Still, das alle zehn Tage erscheint, passieren könnte. Während jedes Still das vorherige ersetzt, entwickelt sich die Geschichte weiter und erzeugt einen alternativen Zeitrahmen, der den Esel auf ein unerwartetes Abenteuer mitnimmt, bei dem er Herausforderungen begegnet und Entdeckungen macht, während er eine übergrosse Last durch tückische Landschaften trägt. Diese «Esel-Story» existiert in zwei Formen: durch die Stills und durch diejenigen, die möchten, dass sie existiert.